NRHA Germany
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03.05.2023

APRIL BAR WHIZ

APRIL BAR WHIZ

APRIL BAR WHIZ ist das Herzenspferd von Emanuel Ernst. Die 1994 geborene Quarter Horse Stute war das erste Pferd, das der erfolgreiche Open-Reiter von Beginn an ausbildete, mit dem er seine ersten großen Erfolge feiern durfte und letztlich auch der Grund, dass er sich dafür entschieden hat, Profi-Reiter zu werden. Ein Blick zurück auf eine gemeinsame Erfolgsstory.

1996 kam Emanuel Ernst von seinem zweiten Aufenthalt bei Jeff Kasten in den USA zurück. Dort lernte der damals 17-Jährige den Reining-Sport kennen und lieben. Sein größter Wunsch, als er zurück in der Heimat war, war es ein Pferd zu besitzen, mit dem er Reining-Manöver trainieren konnte. „Als Kind und Jugendlicher habe ich nie Quarter Horses geritten“, erzählt Emanuel Ernst. Seine Eltern unterstützten die Reining-Leidenschaft ihres Sohnes und machten sich auf die Suche nach einem geeigneten Pferd. Da die Familie Lutz Leckebusch kannte, war er die erste Anlaufadresse. Der erfahrene Pferdezüchter und Trainer hatte die Stute APRIL durch Netpoint aus den USA importiert. Die damals dreijährige Stute war erst kurz bei ihm, bevor Emanuel Ernst sie entdeckte und seine Eltern davon überzeugte, sie zu kaufen. „Dass sie so ein Ausnahmepferd sein würde, war niemandem von uns klar. APRIL war für uns ein riesengroßes Geschenk“, erinnert sich Emanuel Ernst. Die junge Stute war noch roh, als die Familie sie kaufte. Gezogen von Bob Loomis aus der APRIL BAR JUAN von TOPSAIL WHIZ ließ ihr Papier Großes von ihr erwarten. Doch die kleine sorrelfarbene Stute war anfangs eher unscheinbar. „Sie war vom Exterieur her ehrlich gesagt nicht so beeindruckend“, erzählt Emanuel Ernst. „Aber wenn sie dann begann zu laufen, dann brannte die Halle und sie hatte den absoluten Wow-Effekt. Sie hat niemanden in der Show schlecht aussehen lassen. APRIL hat immer alles gegeben.“

„APRIL ist der Grund, warum ich überhaupt Profireiter geworden bin!“

Emanuel Ernst bildete APRIL selbst aus. Mit wenig Reining-Erfahrung gab er sein Bestes, der jungen Stute so viel wie möglich beizubringen. „Wahrscheinlich habe ich dabei alles falsch gemacht“, grinst der erfahrene Profi. Doch der damals 17-jährige Emanuel Ernst und seine APRIL bildeten ein ausgesprochen harmonisches Team, und so reisten sie gemeinsam zur Europameisterschaft der Quarter Horses nach Kreuth. „Ich war damals schon sehr eingeschüchtert. Da liefen die ganzen großen Namen der Szene herum, die alle ihre Jugendreiter aktiv coachten“, erinnert sich Emanuel Ernst. „Und dazwischen ich. Ich fühlte mich doch sehr verloren. Aber APRIL gab mir alles in der Show. Ich hatte sie gerade erst ein paar Monate bei mir und komplett selbst ausgebildet. Also hoffte ich einfach, nur nicht Letzter zu werden.“

Zu dieser Zeit wurden die Platzierungen während der Siegerehrung bekannt gegeben, und obwohl sich Emanuel Ernst nicht sicher war, ob er überhaupt dazu einreiten sollte, munterte ihn der Doorman mit einem Lob zu seinem gelungenen Ritt auf. „Da stand ich also mit meiner zarten APRIL zwischen den ganzen Superstars. Mir ging ziemlich die Muffe. Dann wurden die Platzierungen von hinten nach vorne verlesen, und mein Mut sank in den Hallenboden, weil mein Name nicht genannt wurde“, erzählt der Reining-Profi. Zu diesem Zeitpunkt war er sich sicher, dass es für ihn doch nicht für eine Platzierung gereicht hatte, bis der neue Europameister Reining Youth verkündet wurde: Emanuel Ernst und APRIL BAR WHIZ. „Das war ein unvergesslich emotionaler Moment für mich“, erzählt er gerührt. „APRIL hatte mir diesen Platz geschenkt, und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass dieses Pferd der Grund ist, warum ich überhaupt Profireiter geworden bin. Sie hat mir einfach das Gefühl gegeben, alles richtig zu machen. Ohne APRIL wäre ich diesen Weg nicht gegangen.“

Nur ein Jahr nach diesem gemeinsamen Erfolg begann Emanuel Ernst seine professionelle Reining-Karriere. Er ging in die USA, um dort von den besten Reining-Trainern zu lernen. Während ihr Besitzer den Grundstein für eine erfolgreiche Karriere legte, durfte APRIL die Zeit auf der Wiese genießen. Als Emanuel Ernst aus den USA zurückkam, war sein Herzenspferd zu alt für die Breeders Futurity oder das Breeders Derby, doch er fing an, sie wieder aufzutrainieren und stellte sie auf AQHA Shows vor. Mehrfach führten sie gemeinsam die Weltrangliste der AQHA Highpointwertung an, und als Emanuel seine spätere Ehefrau Anita kennenlernte, übernahm sie APRIL, und gemeinsam setzten die beiden dann die Erfolgsgeschichte fort: 10 Non Pro Bronze Trophies, zweifacher Bronze Trophy Non Pro Jahreschampion und insgesamt gut 5.500 Euro Preisgeld gewannen sie bei der NRHA. Zusätzlich holten sie 48 AQHA-Points, einen DQHA Champion Titel und waren Finalist bei der FN Deutschen Meisterschaft Reining 2011. Das war auch die letzte Show der zuverlässigen Stute. Vorgestellt von der damals hochschwangeren Anita Ernst gelang ihnen gemeinsam der fünfte Platz.

Neun Fohlen, eines davon ungeplant

Familie Ernst setzte ihr Herzenspferd APRIL BAR WHIZ auch für die Zucht ein. Neun Nachkommen brachte die heute 28 Jahre alte Stute auf die Welt. Darunter CHICKY WHIZ OLENA, NRHA Germany Breeders Futurity Finalist und AQHA Point Earner mit Emanuel Ernst, LIGHTNING WHIZ OLENA, 7. Platz mit Morey Fisk bei der Breeders Futurity SBH 3yo, FAMOUS PEPPER WHIZ, DQHA Futurity Champion mit Emanuel Ernst und SAILIN COOKIE, DQHA West Futurtiy Champion mit Anika Wiering. 2022 ging APRILs letztes Fohlen, APRIL NDUNIT (von Elias Ernsts Erfolgshengst USS N DUN IT) mit Elias Ernst an den Start in der Breeders Futurity Open der Vierjährigen.

APRILs erstes Fohlen war jedoch DOCS JEWEL WHIZ von dem Cuttinghengst WAR CHANT DOC, und es war komplett ungeplant. Emanuel Ernst trainierte mit APRIL als Jugendlicher häufig bei Lutz Leckebusch, da er keine eigenen Möglichkeiten hatte. „Lutz wollte uns dann gerne mit der damaligen Besitzerin der Wilhelmshöhe, unserer jetzigen Anlage, bekanntmachen“, erzählt Emanuel Ernst. „Also banden wir APRIL gesattelt vor einer Box an. „Leider“ stand genau in dieser Box WAR CHANT DOC, der so sehr von APRIL begeistert war, dass er sich selbstständig die Boxentür öffnete und mit Winterdecke auf die gesattelte APRIL sprang.“ Ein Passant sah die beiden Pferde und gab schnell Bescheid. Anfangs war Emanuel Ernst überhaupt nicht begeistert, dass seine Stute nun tragend war, doch das Fohlen wuchs heran und war selbst erfolgreich im Sport. „Später kaufte es dann Sandy von den No Angels. So spielt das Leben manchmal“, lächelt Emanuel Ernst.

Ihre wohlverdiente Rente verbringt APRIL im Herdenverband auf der Weide mit vielen anderen Stuten. Die 28 Jahre alte Stute wird nur gelegentlich aufgestallt, wenn sie zugefüttert werden muss. Noch immer bereitet sie Familie Ernst regelmäßig Freude, und auch die Stute selbst scheint einiges ihrer erfolgreichsten Jahre in guter Erinnerung behalten zu haben. „Vor einigen Tagen war APRIL mit einem der diesjährigen Fohlen in der Halle. Als der Kleine sie zu sehr genervt hat, begann sie einfach zu spinnen, um ihm zu entkommen. Einmal Showhorse, immer Showhorse“, schmunzelt Emanuel Ernst.

 

Der Artikel erschient in der Rubrik "Golden Oldies" im SLIDE IN Ausgabe 05/2022. Leider musste sich Familie Ernst kürzlich von ihrem Herzenspferd verabschieden. Die NRHA Germany spricht der Familie Ernst ihr herzlichstes Beileid aus!

 

Text: Ernst Perfomance Horses/ Judith Ressmann